Biogasanlage Gebr. Kesseler, Lutzerath


    Der Betrieb zweier Landwirte am Ortsrand von Lutzerath in der Eifel bewirtschaftet rund 380 ha Land, bestehend aus Ackerfläche, auf der überwiegend Getreide, Mais und Raps angebaut werden sowie Grünland. Viele dieser Flächen ließen sich aufgrund der niedrigen Preise für landwirtschaftliche Produkte nicht mehr wirtschaftlich betreiben, daher suchten die Landwirte nach einer alternativen Einkommensquelle - so entstand die Idee zum Bau einer Biogasanlage.
    Nach einer ca. einjährigen Planungszeit wurde die Biogasanlage dann im November 2004 in Betrieb genommen und der erste Strom ins öffentliche Netz eingespeist. Zunächst stand nur die Stromproduktion im Vordergrund. Die Abwärme wurde nur zur Beheizung der Fermenter und zur Beheizung des benachbarten Wohnhauses genutzt, der Rest wurde ungenutzt über einen Kühler an die Atmosphäre abgegeben.
    In Lutzerath, in der Nähe der Biogasanlage, befinden sich räumlich dicht nebeneinander ein Feuerwehrhaus, eine Grundschule, eine Regionalschule mit Turnhalle sowie ein Kindergarten mit Hort. Die Heizungsanlagen dieser Liegenschaften waren veraltet, so dass die Verbandsgemeinde Ulmen, der Träger dieser Liegenschaften, bereits eine Erneuerung der Heizungsanlagen geplant hatte.



    Maßnahmen


    Auf der Suche nach Unterstützung und potenziellen Wärmeabnehmern wandten sich die Brüder Kesseler zunächst an die Wirtschaftsförderungsabteilung des Landkreises, die für ihr Engagement im Bereich Bioenergie bekannt war. Der Kreis wiederum schaltete daraufhin das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) ein, das als neutrales Institut im folgenden Verhandlungsprozess beratend zur Seite stand. Auf Empfehlung des IfaS wurde ein Kontakt zwischen den Landwirten und der Verbandsgemeinde Ulmen hergestellt.
    Die Verbandgemeinde stand dem Anliegen der Landwirte von Anfang an sehr positiv gegenüber und ließ durch ein regionales Ingenieurbüro verschiedene Szenarien der Wärmeversorgung für die kommunalen Liegenschaften überprüfen. Insgesamt wurde der Wärmebedarf des Feuerwehrhauses, der Grundschule, der Regionalschule mit Turnhalle sowie des Kindergartens mit Hort auf 512 kW beziffert.
    Aufgrund der positiv beurteilten Wirtschaftlichkeit des geplanten Nahwärmenetzes wurden die Landwirte mit der Wärmeversorgung der genannten Gebäude beauftragt. Die Erweiterung des Nahwärmenetzes zur Versorgung des Bürgerhauses sowie des Altenheims "Marienhaus" mit Sozialstation ist jederzeit möglich.
    Nachdem die Biogasanlage gut angelaufen war und die Stromproduktion gut funktionierte, wurde schließlich am 01.09.2006 die Wärmeversorgung in Betrieb genommen. Im Bedarfsfall steht ein 400 kW Spitzenlastkessel, der mit Öl betrieben wird, zur Verfügung.
    Als Rohstoffe kommen vor allem Gras, Silomais, Ganzpflanzensilage (GPS), Sudangras, geschrotetes Getreide und Rindergülle zum Einsatz. Bis auf die Rindergülle stammen alle Inputstoffe vom eigenen Betrieb, so dass die Rohstoffversorgung nachhaltig gesichert ist.
    Zur besseren Auslastung der Wärmeabnahme im Sommer ist geplant, auf dem landwirtschaftlichen Betrieb eine Halle zur Getreidetrocknung zu errichten.



    Ergebnis


    Jährlich werden ca. 2.400 MWh Strom ins öffentliche Netz eingespeist und entsprechend vergütet. Die Wärmeabnahme betrug im ersten Jahr (September 2006 bis September 2007) 1.000 MWh. Zusammen entspricht diese Energiemenge einer CO2 Einsparung von 653 t pro Jahr.
    Auch die ökonomischen Vorteile liegen auf der Hand: Der Landwirt kann durch die gesicherte Wärmeabnahme zusätzliche Einnahmen erzielen, zum einen durch den Verkauf der Wärme an den Landkreis und zum anderen durch den KWK-Bonus, den er über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhält. Im Gegenzug profitieren die Wärmeabnehmer von dem relativ geringen Wärmepreis. Volkswirtschaftlich gesehen verbleibt die gesamte Wertschöpfung hinsichtlich der Energieversorgung in der Region, d.h. das Geld für die Energieversorgung fließt nicht in andere Regionen bzw. Länder ab.



    Finanzierung


    Die Biogasanlage in Lutzerath kostete inklusive dem angeschlossenen Nahwärmenetz rund 1.000.000 €. Diese Summe wurde von den Landwirten zum größten Teil selbst finanziert. Es gab lediglich einen kleinen Zuschuss vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium. Die Refinanzierung erfolgt über die Vergütung der Stromeinspeisung, den KWK-Bonus sowie den Wärmepreis der Verbraucher.

    Im Schulzentrum in Cochem konnte durch den Austausch der alten Ölheizung gegen eine neue, effizientere Hackschnitzelheizung sowohl die Energieversorgung als auch die regionale Wertschöpfung optimiert werden.

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