St. Martin Düngenheim – Ein kleines Bioenergie-Dorf

    Landwirtschaftlicher Betrieb von Familie Kurt Horst sorgt für Wärme in der Einrichtung

    (v.l.n.r.) Dieter Dehren, Technischer Leiter, Kurt Horst, Energiewirt und Markus Wagener, Direktor der Einrichtung zeigen die Übergabestation im Heizungsraum der Einrichtung St. Martin.Ein Blick über die Bildungs- und Pflegeeinrichtung St. Martin in Düngenheim ließe eher die Vermutung zu, dass hier immense Mengen fossiler Energieträger verheizt werden – ein Trugschluss:

    Seit Dezember 2013 sorgt der landwirtschaftliche Betrieb von Kurt Horst, mittels Fernwärme, für Wärme in der gesamten Gebäudestruktur der Einrichtung.

    Der am Ortsrand von Düngenheim gelegene Betrieb der Familie Horst, bewirtschaftet Ackerflächen, auf denen überwiegend Getreide, Mais, Gras und Raps angebaut werden.

    Als die Schweinehaltung im Jahr 2004 aufgegeben wurde, suchte Familie Horst wieder nach einem zusätzlichen Standbein, um den Acker mit vielfältigen Anbaukulturen zu bewirtschaften und unter Umständen einen Teil des Absatzes der Agrarprodukte im eigenen Betrieb zu sichern.

    Nach einiger Zeit fiel die Entscheidung für den Bau einer Biogasanlage, welche im Jahr 2006 in Betrieb genommen wurde, und der erste Strom konnte ins öffentliche Netz eingespeist werden.


    33 Gebäude und Plätze zeigt der Lageplan – fast ein kleines Bioenergiedorf. Die Gebäude werden über ein Nahwärmenetz von einer Biogasanlage mit Wärme versorgt.


    Kurt Horst überwacht die Funktionen der Anlage. Sechs Personen sind auf seinem Hof beschäftigt und an der Steuerung der verschiedenen Anlagen tätig.
    Zunächst stand nur die Stromproduktion im Vordergrund. Die Abwärme wurde nur zur Beheizung der Fermenter und der betrieblichen Gebäude genutzt. Schon bald wurden Planungen angestrebt, um die Abwärme effizienter nutzen zu können und erste konkrete Gespräche mit Markus Wagener, Direktor des Bildungs- und Pflegeheims St. Martin, sowie der Ortsgemeinde und den zuständigen Entscheidungsträgern geführt.

    „Uns wurden von keiner Seite Steine in den Weg gelegt. Ortsbürgermeister und Gemeinderat waren von Beginn an in den Planungsprozess eingebunden und standen der Sache positiv gegenüber“, erinnert sich Kurt Horst.

    „Unser einziges Hemmnis war lediglich der Faktor Zeit. Ohne eine Inbetriebnahme in 2011 wäre eine Wärmelieferung an St. Martin unmöglich geworden. Es musste mit Nachdruck gearbeitet werden, um alle nötigen Formalitäten und Behördengänge zu erledigen“, so Ortsbürgermeister Manfred Bons.

    Im Herbst 2011 begann Familie Horst mit dem Bau eines Satelliten-Blockheizkraftwerks (BHKW) in Angrenzung an den Sportplatz und der Einrichtung St. Martin Düngenheim. Dieses ist über eine 2,8 km lange Gasleitung mit dem Fermenter verbunden und wird von diesem mit Biogas versorgt.

    Diese Anlage ermöglicht es, den Einzugsbereich der Biogasanlage zu erweitern, um eine hohe Nutzung der Abwärme der BHKW's am Ort des Wärmeverbrauchs und eine damit verbundene Steigerung des Gesamtwirkungsgrades zu realisieren.

    „Bei der Realisierung dieses Wärmeversorgungskonzeptes war es sehr hilfreich, dass die Gebäudetechnik schon vor fünf Jahrzehnten nach hohem Standard eingerichtet wurde. So können wir die vorhandene Heizungsanlage als Verteiler nutzen, ohne dass große technische Umrüstungen im Gebäudebestand erforderlich waren“, betont Kurt Horst.

    Die in der Nähe von St Martin installierten Blockheizkraftwerke erzeugen pro Jahr 4,2 Mio. kWh Strom, welcher ins öffentliche Netz eingespeist wird. Ein Drei-Personen-Haushalt hat einen durchschnittlichen Verbrauch von ca. 4.000 kWh. Somit kann die benannte Anlage am Sportplatz ca. 1.050 Haushalte versorgen.

    Die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme ersetzt nun rund 400.000 Liter Heizöl pro Jahr und heizt den großen Gebäudebestand (Wohn- und Verwaltungsgebäude) mit Grundschule, Schwimmbad, Sporthalle von St. Martin und das Sportlerheim der Ortsgemeinde. Durch den Betrieb der BHKW’s werden jährlich rund 2.500 Tonnen klimaschädliche Treibhausgasemissionen eingespart.

    „Im Prinzip kann man es sich fast so vorstellen“, erklärt Direktor Markus Wagener, „Unsere Bewohner nehmen die Wärme im Rucksack mit aus ihrer Wohnstätte hin zur Schule. Dort geht die Heizkurve über Tag nach oben, in den Wohngruppen hingegen nach unten. Das System funktioniert“.

     

    Ergebnis
    Die ökonomischen Vorteile liegen auf der Hand: Der Landwirt kann durch die gesicherte Wärmeabnahme den Wirkungsgrad seiner Anlage erhöhen, während die Wärmeabnehmer von dem  geringerem Wärmepreis profitieren. Volkswirtschaftlich gesehen verbleibt die gesamte Wertschöpfung hinsichtlich der Energieversorgung in der Region, d.h. das Geld für die Energieversorgung fließt nicht in andere Regionen bzw. Länder ab.

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