Virtuelles Kraftwerk Cochem-Zell nimmt Betrieb auf

    Vor etwa fünf Jahren begannen die ersten Überlegungen im Landkreis Cochem-Zell ein virtuelles Kraftwerk auf den Weg zu bringen.

    In der vergangenen Woche konnte dieses seinen Betrieb aufnehmen.

    „Wenn wir unsere ambitionierten Klimaschutzziele erreichen wollen, müssen wir unsere Potenziale voll ausnutzen – und zwar in allen Sektoren“, betont Landrat Manfred Schnur, „Im Stromsektor beschäftigen wir uns schon seit einigen Jahren mit der Frage, wie es gelingen kann, den bilanziell vorhandenen, regenerativen Überschussstrom von rd. 160% möglichst umfassend für unsere Energieversorgung vor Ort zu nutzen. Bisher trägt der vor Ort erzeugte, erneuerbare Strom zwar schon zu rd. 66% zu unserer Versorgung bei, aber es sollte unser Ziel sein, den regenerativen Eigenstromanteil weiter zu erhöhen und dabei vorhandene Flexibilität zu nutzen“. 

    Wie kann dies gelingen?

    Zunächst benötigte man natürlich ein Konzept und dann im zweiten Schritt ein Geschäftsmodell zur Umsetzung. So wurde bereits 2017 ein vom Bund gefördertes, innovatives Klimaschutzteilkonzept in Auftrag gegeben.

    Ideengeber waren damals Prof. Dr. Ralf Simon, von der Transferstelle Bingen, der sowohl bei der Konzepterstellung, als auch bei der vom Land geförderten Umsetzung tatkräftige Unterstützung leistete.

    Welche Beschlüsse wurden gefasst?

    Der Kreistag hat in seiner letzten Sitzung am 28.06.2021 einstimmig beschlossen, die Lizenz zum Betrieb des virtuellen Kraftwerks zunächst befristet für drei Jahre an die VSE AG aus Saarbrücken zu übertragen. Dies stellt gleichzeitig die Erste Stufe des Geschäftsmodells zur Markteinführung dar. Die VSE wird das Kraftwerk in dieser Erste Stufe betreiben und den Strom vermarkten. Sie wird als Stromhändler auch Vertragspartner der Anlagenkunden sein, deren erneuerbarer Strom über das virtuelle Kraftwerk gebündelt und vermarktet wird.

    Gleichzeitig wird die VSE einen lokalen Strommarkt aufbauen, wobei der Endkunde erneuerbaren Strom aus dem Landkreis beziehen kann. 

    Was ist das Besondere?

    Der Kunde kann individuell auswählen, von welcher Anlage er den Strom beziehen möchte. Wie beispielsweise von der Biogasanlage der Gebrüder Kesseler aus Schmitt. 

    Wie wird der Vertrieb organisiert?

    Die lokale Veranmarktung des Kraftwerks wird zunächst über den Verein „unser-klima-cochem-zell e. V.“ als lokalen Vertriebspartner erfolgen.

    Wenn diese erfolgreich verläuft, ist beabsichtigt, in der nächsten Stufe eine kommunal getragene Gesellschaft mit Beteiligung der VSE als Stromhändler zu gründen. Hieran könnten sich dann ggfs. auch Bürgerinnen und Bürger über eine Energiegenossenschaft beteiligen, um die regionale Wertschöpfung bestmöglich zu gestalten. 

    Zur Verwirklichung des Geschäftsmodells konnten im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung entsprechende Kooperationsvereinbarungen zwischen dem Landkreis und der VSE, sowie dem Verein „unser-klima-cochem-zell e. V.“ und der VSE abgeschlossen werden.

    Als erste Anlage wird die Biogasanlage der Gebrüder Kesseler aus Schmitt am virtuellen Kraftwerk teilnehmen. „Herr Kesseler, ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen in das neue Projekt. Es muss immer jemanden geben, der die Zeichen der Zeit zuerst erkennt und voran geht“, dankte der Kreischef dem Anlagenbetreiber.

    Thomas Pensel, vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, beglückwünschte den Landkreis und seine Akteure zu diesem Projekt: „Ich bin überzeugt, dass das „Virtuelle Kraftwerk Cochem-Zell“ für Sie das Potenzial für eine erfolgreiche Stromwende im Landkreis hat. Intelligente Steuerung und Vermarktung von dezentralen Erzeugeranlagen und Verbrauchern, die Einbindung von Speichern und ein echter, regenerativer Lokal-Strom für die Bürgerinnen und Bürger, das trägt aus meiner Sicht ganz maßgeblich zu einer erfolgreichen dezentralen Gestaltung der Energiewelt der Zukunft bei“. 

    Nun besteht für die handelnden Akteure die Aufgabe darin, in den nächsten Monaten und Jahren sukzessive weitere Anlagenbetreiber, aber auch große, flexibel steuerbare Verbraucher, für das Projekt zu gewinnen, ebenso wie Endkunden.

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