„Der Schlüssel zu mehr
Eigenverbrauch ist die Flexibilisierung von Erzeugung und Verbrauch“, erklärt
Prof. Simon bei der Vorstellung der innovativen Klimaschutzteilkonzepts, die er
mit seinem Team im Auftrag des Landkreises erstellt hat. Flexibilisierung
heißt, dass mehr Energie gespeichert wird, Lasten verschoben werden und dass
Strom zunehmend auch für Wärme und Verkehr zum Einsatz kommt. Wärmepumpen im
Haus oder Elektroautos sind Beispiele hierfür. Erzeuger und Verbraucher können
in einem sogenannten Virtuellen Kraftwerk gesteuert werden und so dafür sorgen,
dass mehr Ökostrom im Landkreis bleibt. Industrie und Gewerbe können dabei viel
Geld sparen, aber auch Windenergie- und Solarstromanlagen, deren EEG-Förderung
von 20 Jahren ausläuft, können in einem „Virtuellen Kraftwerk“ wirtschaftlich
weiter betrieben werden.
Dass auch die Bürgerinnen und
Bürger davon profitieren können, wenn Sie ihren selbst produzierten Solarstrom
flexibilisieren, zeigt das Forschungsprojekt „Schwarmspeicher“ von der Firma
innogy. In 30 Haushalten im Landkreis wurden ein großer Batteriespeicher und
weitere Mess- und Kommunikationsgeräte installiert, wodurch deutlich mehr des
eigenen Stroms selbst genutzt werden kann. „Die Installation ist nun bei allen
Kunden abgeschlossen und somit ist der
Schwarmspeicher vollständig“, freut sich der Projektleiter Dr. Hammerschmidt.
„Von Januar bis Mai dieses Jahres konnten bereits rund 18.000 Kilowattstunden
des Solarstroms der Kunden zwischengespeichert und genutzt werden. Das
entspricht etwa dem Jahresverbrauch von fünf Dreipersonenhaushalten“. Der
Unterschied zu herkömmlichen Solarstromanlagen mit Speicher ist, dass die 30
Anlagen vernetzt sind und an den Energiemärkten teilnehmen, indem freie
Kapazitäten der Speicher genutzt werden. Da die Monate April bis Juni sehr
sonnig waren, konnte sogar schon eine Autarkie von über 90 Prozent erreicht
werden. So musste kaum noch Strom aus dem öffentlichen Netz gekauft werden,
wodurch im Durchschnitt monatlich etwa 30 Euro gespart werden. Das Forschungsprojekt
läuft noch bis Ende 2019.
Die fertige Studie zum Virtuellen Kraftwerk steht Ihnen unten zum Download bereit. Hier kann man erfahren, welche sechs Maßnahmen für die Umsetzung eines Virtuellen Kraftwerks identifiziert wurden und wie unterschiedliche Akteure für ein lastganggerechtes Verhalten belohnt werden können.
Wie geht es weiter?
„Um Vorreiter beim Klimaschutz zu bleiben und die ambitionierten Klimaschutzziele im Landkreis zu erreichen, möchten wir uns auch solchen innovativen Projekten stellen“, erklärt Landrat Schnur. „Mit der Umsetzung eines Virtuellen Kraftwerks können Energiekosten gespart und neue Geschäftsmodelle für die Unternehmen im Landkreis entwickelt werden. Daher soll es zeitnah in die Maßnahmenplanung gehen.“