Silphiefeld in Alflen strotzt vor Pflanzenkraft

    Projekt „Etablierung alternativer Energiepflanzen“ im vierten Versuchsjahr

    Im Frühjahr 2014 startete der Landkreis Cochem-Zell gemeinsam mit engagierten Beteiligten das Versuchsprojekt „Etablierung alternativer Energiepflanzen im Landkreis Cochem-Zell“. Dieses Versuchsprojekt wurde durch Fördermittel des Bundes als Bioenergie-Region ermöglicht.

    2014 als Saatgut auf das Feld von Landwirt Erwin Theobald ausgebracht, steht die durchwachsene Silphie bereits im dritten Blütejahr.

    Warum nach Alternativen suchen?

    Für die Produktion von Biogas wird in Deutschland bislang Mais angebaut. Doch je nach Standort kann der Anbau alternativer Energiepflanzen sinnvoller sein, da sie deutlich weniger Dünger oder Pflanzenschutzmittel brauchen und vielen Insekten Nahrung bieten.

    Mais hat enorme Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Unter anderem ist der Biogasertrag recht hoch. Er hat aber auch Nachteile: Mais braucht einiges an Dünger und Pflanzenschutzmittel, er führt zu Bodenerosion und lockt Wildschweine an. Andererseits finden Insekten in Maisfeldern kaum Pollen und Nektar. In der öffentlichen Wahrnehmung hat der Mais gelitten. Hier ist von „Vermaisung“ die Rede.

    „Im Landkreis Cochem-Zell kann von einer „Vermaisung“ nicht die Rede sein“, betont Netzwerkmanagerin Nicole Jobelius-Schausten, „Hier belegen die Flächen für den Anbau von Energiepflanzen für Biogasanlagen etwa 1600 ha. Also lediglich etwas mehr als 6 Prozent der Anbauflächen. Eine Zahl die im Vergleich zum Bundes- und auch Landesdurchschnitt mehr als verträglich ist. Trotzdem haben sich die Landwirte diesem Thema angenommen und machten in den vergangen drei Jahren Ihre Erfahrungen mit der Aussaat anderer Pflanzen“.

    Die Erfolgreichste darunter bisher die „Durchwachsene Silphie“. Sie ist ein aus Nordamerika stammender Korbblütler und erscheint fast wie eine kleine Sonnenblume. Die Silphie ist eine ausdauernde, mehrjährige Pflanze, die sich bis zu 20 Jahre lang beernten lässt. Zwar ist der Aufwand in den ersten beiden Jahren relativ hoch, doch in den Folgejahren fällt entsprechend weniger Arbeitsaufwand an.

    Silphie überzeugt durch ihre Vorzüge:

    Die Silphie ist eine genügsame Pflanze, die mit geringen Düngemaßnahmen auskommt. Sie lässt also kein Nitrat ins Trinkwasser einsickern, bewahrt den Boden vor Erosion, unsere Landschaft vor der „Vermaisung“ und den Landwirt vor Wildschäden: Wildschweine lieben Mais, lassen die Silphie aber links liegen. Außerdem lässt sich beobachten, dass die Blühpflanze einen sehr positiven Einfluss auf die Insektenvielfalt hat. Die Kultur blüht von Juli bis September mit faustgroßen gelben Blüten, was sie für Bienenfreunde sehr interessant macht und auch manchen Spaziergänger und Wanderer erfreuen dürfte.





    Silphieernte Mitte August

    Die Durchwachsene Silphie steht fast drei Meter hoch und kräftig auf dem Acker von Landwirt Erwin Theobald in Alflen, trotz des ungewöhnlich trockenen Frühjahrs.

    In den kleinen Bechern sammelt sich Tauwasser. Die Blattpaare sind am Stängel verwachsen und bilden einen kleinen Behälter. Daher kommt auch der Name Becherpflanze. Das ganze Feld brummt vor Insekten. Fast schade, dass die Blütenpracht nun weichen muss.

    Doch anders als in den Vorjahren, möchte Theobald, diesmal den optimalen Erntezeitpunkt nicht verpassen. Zusammen mit drei Kollegen betreibt er eine große Biogasanlage. Er hat inzwischen seine Erfahrungen mit der neuen Energiepflanze: „Schon im ersten Jahr nach der Aussaat konnten wir 36 t FM/ha vom Feld nehmen, dabei lag die Gasausbeute bei etwa 50% des üblichen Mais-Niveaus. Neben der Trockenheit in 2015 war aber ganz sicher auch der späte Erntetermin die Ursache, für die geringe Ausbeute. In 2016 stand das Feld sehr gut da, aber das Ernten machte uns Schwierigkeiten. Häufig mussten wir das Mähen unterbrechen, da der Häcksler verstopfte. In diesem Jahr sind wir darauf vorbereitet und hoffen das es besser läuft“. Unterstützt wird er von Landwirt Hermann Kesseler, der mit entsprechenden Maschinen anrückt, um das Feld abzuernten. Hier setzt er einen Feldhäcksler und Mähwerk mit Seitenschneidwerk ein. Nach anfänglichen Problemen gelingt die Ernte.

    Mit Blick auf den Gasertrag, scheint die Silphie klar im Nachteil zu sein. Doch es kommt auf den Standort an, betonen Kesseler und Theobald. „Bei einem Feld, welches weit vom eigenen Hof entfernt ist, ist man froh um jeden Arbeitsschritt, den man dort nicht tun muss. Ab dem zweiten Jahr kommt die Fläche vollkommen ohne Unkrautvernichtungsmittel, ohne jegliche Pestizide, Dünger oder andere Arbeiten aus. Durch den geringen Arbeitsaufwand, den man mit einem etablierten Silphiefeld auf viele Jahre hinweg hat, relativieren sich die wenigen Negativfaktoren. Die Pflanze soll den Mais ergänzen und nicht ersetzen und so eine Erhöhung der Biodiversität in der Landwirtschaft bewirken“.


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